18.05.2014

Album Review | SCARPOINT - The Mask Of Sanity

(c) Supernova Records

Veröffentlichung: 23. Februar 2011
Genre: Death Metal

Aus Skandinavien komme ich wohl nie wieder heraus. Manchmal ist das ja ganz gut (eigentlich ist es die meiste Zeit lang gut), aber manchmal tun mir dabei auch die Ohren weh, wenn ich hören muss, wie manche einfach so richtig schrecklich mit der Musik herumtolkken. [tolkken = die Tätigkeit, die man ausübt, wenn man perfekte Ansätze und musikalisches Talent in jeder Hinsicht versaut (siehe meine Reviews zu Timo Tolkki's Avalon, der Namenspatron dieses Begriffs ist)]
Bei Scarpoint haben wir ein Mittelding. Lange Zeit wusste ich nicht, was ich von dieser Band halten soll, wie ich sie bewerten soll, ich konnte nicht mal richtig sagen, was ich nun eigentlich gut oder schlecht an ihnen finde. Aber da war Henrik Englund als Sänger und das war schon Grund genug für mich, mir seine Band anzuhören.

Und siehe da, mit der Zeit konnten sich Strukturen herausbilden. Nun ist dieses Album in meinen Ohren nicht mehr nur noch Krach. Ich muss schon sagen, es hat seine Zeit gebraucht. Vor allem, weil es neben deathy auch recht thrashy ist, was die Schweden da produziert haben. Und an sich mag ich eigentlich keinen Thrash Metal. Ich weiß nicht, dieses Subgenre zieht mich einfach nicht so an. Das wird wohl der Grund sein, warum Scarpoint nicht sofort bei mir landen konnten.
Nach längerem Hinhören und dem ständigen Gedanken im Kopf, dass eine Band, in der Henrik Englund auf tuckernde Ola Englund-Riffs rotzt, einfach nicht schlecht sein kann. Und damit hatte ich auch recht. Ich habe Ola Englund gesehen, wie er wie ein Gott auf der Musikmesse 2014 gespielt hat. Der Mann kann einfach nichts Schlechtes produzieren. Es ist physikalisch schlichtweg unmöglich.

Ich bin sehr positiv gestimmt von der Tatsache, dass man beim 2011 erschienen Album ganz auf die 08/15-Death Metal-Intros beziehungsweise Interludes verzichtet hat (sprich Geigen) und stattdessen auf gesprochene Passagen und das ganze Potenzial vom Death/Thrash-Gitarrenspiel gesetzt hat, das sich schön heavy durch den ganzen Longplayer ziehen, unterstützt vom klar hörbaren Bass (Auch mal ganz nett, wenn man bedenkt, dass man den Bass normalerweise gar nicht mehr hört) und den von Abwechslungsreichtum gezeichneten Drums. Darauf growlt, screamt und shoutet Henrik Englund sich die Seele aus dem Leib. Bei "Ugly" gelingt ihm sogar eine Art Mix aus Brustgesang und Shouting. Auch "Ancient Curse" ist ein Song mit tiefen Growls und einem sehr schönen Scream, zwischen denen ein recht großes Intervall liegt, (gute Technik!) und sogar boshaftem Gelächter.
Dass Scarpoint nicht gerade so melodisch sind, das sollte ja klar sein. Trotzdem gibt es ein paar Leadgitarrenmelodien, die in die psychedelische Richtung gehen, was dem Ganzen eine gewisse Spannung gibt und die Musik odd klingen lässt. Harmonisch Dur? Fehlanzeige. Was aber im Metal sowieso nicht vorkommt. (Obwohl ich mir bei Within Temptation schon nicht mehr sicher bin ...)

Was Scarpoint nur noch fehlt, ist ein wenig mehr Identität, denn sie klingen schon sehr nach Meshuggah oder Lamb Of God. Wenn man aber bedenkt, dass Gitarrist Ola Englund sozusagen auch einer der Großen ist, ist diese Ähnlichkeit gar nicht überraschend.

Zugegeben, dieses Album wird von Durchgang zu Durchgang besser. Trotzdem können mich Scarpoint nicht ganz mitziehen. Ich liebe Heaviness, aber auf Dauer in einer anderen Form und in einer melodischen Art und Weise. Aber lasst euch das Album bloß nicht von mir vermiesen, wenn ihr auf Thrash und rohen Death Metal steht. Denn dann seid ihr mit Scarpoint auf der sicheren Seite.

Wertung: 6/10
Highlights: Hate Will Prevail, Ugly, Burning In Hell

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