Genre: Deathcore
Und ich dachte doch wirklich, dass es dieses Jahr keine wirklich vielversprechenden Veröffentlichungen (außer die neuen Amaranthe und The Francesco Artusato Project-Alben) geben würde, aber da habe ich mich mächtig getäuscht. Mir wird einfach, ohne zu übertreiben, wöchentlich bewiesen, was ich alles verpasse, und dass vor allem der Juli 2014 vom 10. bis zum 20. viele neue Alben geboten hat, gute und weniger gute. "Phantom" der aus Paris stammenden Band BETRAYING THE MARTYRS gehört zu den besseren.
Die erste Band, die mir in den Sinn kam, als ich mir dieses Album anhörte, war Born Of Osiris. Lustigerweise sind beide Bands bei Sumerian Records unter Vertrag und stilmäßig sind sie tatsächlich nicht weit voneinander entfernt. Wie so viele Bands vor ihnen versuchen sich BETRAYING THE MARTYRS an einen Mix aus Progressive Metal und verschiedenen Extreme Metal-Stilen.
Für die nicht Eingeweihten zum Mitschreiben: Das sind Death Metal, Black Metal und Deathcore/Metalcore. Gegenüber dem Debüt "Breathe In Life" stellt "Phatom" eindeutig eine Weiterentwicklung dar, aber keine große, es sind lediglich kleine Dinge, die anders sind. Während das erste Album schlichtweg metallischer und klassischer war, scheinen BETRAYING THE MARTYRS im Jahr 2014 ihrem eigenen Stil näher zu kommen, indem sie viel mehr experimentieren. Mein Gott, ich höre ja alles Mögliche heraus, von Nu Metal und Gesang à la Chester Bennington, hysterischem Keyboardgeklimper, elektronischem Symphonic, an Mathcore grenzende Rhythmen und Breakdowns bis zu Colossal Rock.
An sich klingt das ja auch nicht schlecht, es macht unglaublich Laune und die Songs ziehen sehr schön mit. Das Problem liegt eher darin, dass Musik noch immer live gespielt werden sollte, und so, wie die Growls von Sänger Aaron Matts bearbeitet wurden, kann ich es mir kaum vorstellen. Zum Studioalbum passt der mechanische Gesang natürlich, aber live ist das einfach nicht machbar. Auch mit dieser Tatsache im Kopf kann man trotzdem nicht abstreiten, dass der Gesang gut klingt, wie viel davon nun echt ist, sei mal dahingestellt. Die hauptsächlich in den Refrains verwendeten cleanen Vocals klingen ordentlich. Insgesamt gibt es beim Gesang also nur wenig zu bemängeln.
Instrumental gesehen macht das Album einiges her. Die Musiker beherrschen ganz klar ihr Handwerk und wechseln fast ganz natürlich zwischen den Stilen. Herausragend sind eindeutig die Drums und die Riffs.
BETRAYING THE MARTYRS bieten außerdem auch zwei vollständig instrumentale Tracks. "L'Abysse Des Anges" ist zum Beispiel ein Interlude auf hohem Niveau.
Warum das Album aber nicht hundertprozentig überzeugt, liegt wohl auf der Hand. Es sind einfach zu viele Stile auf einem Album, die viel zu klar hörbar sind. Ich bin natürlich dafür, dass eine Band durch Experimente ihren Stil findet und nicht auf Nummer sicher geht. Hoffentlich findet die Band diesen auch bald. Man merkt ganz deutlich, dass BETRAYING THE MARTYRS das Talent und Potenzial haben, international für Aufsehen zu sorgen. Immerhin ist "Phantom" erst das zweite Album der Band. Es kann sich noch mächtig viel ändern. Ich persönlich werde die Entwicklung auf jeden Fall verfolgen.
Abschließend kann man sagen, dass "Phantom" für eine noch so junge Band ein solides Werk ist, das zumindest einen Durchgang verdient hat.
Wertung: 7/10
Highlights: Phantom (Fly Away), L'Abysse Des Anges, Where The World Ends
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