14.04.2014

Album Review | REVAMP - Wild Card

(c) Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 23. August 2013
Genre: Modern/Progressive Metal

Jedes Mal, wenn ich dieses Album höre, kriege ich Kopfschmerzen. Es ist einfach unglaublich heavy. Nicht im Sinne von heavy wie zum Beispiel richtige Death Metal-Bands, aber heavy im Sinne davon, dass alles in einen Topf geschmissen wurde. Das Album wirkt beim ersten, beim zweiten Anhören, eigentlich durchgehend recht chaotisch, aber irgendwann, da habe ich angefangen, Struktur im Chaos zu hören, und seitdem mag ich das Album. Auch, wenn es anstrengend zu hören ist.

ReVamp heißt Floor Jansens neues Projekt nach der Auflösung von After Forever. Wer After Forever vor allem zum Ende hin mochte, der kann sich sicher auch mit ReVamp anfreunden. Letztendlich ist es nicht besonders etwas anderes. Klar, die Musik ist moderner und auch, was die Gitarrenarbeit angeht, heavier.
Gründungsmitglied war aber zum Beispiel Keyboarder Joost van der Broek, der genauso bei After Forever tätig war. Als Session- und Livemitglied liest man sogar den Namen Mark Jansen, Gründungsmitglied von After Forever, der sich irgendwie auch nie von Floor Jansens Projekten lösen konnte. Als Growler war er schon öfter nach seinem Abschied von seinem einst als Death Metal-Projekt gegründetem After Forever live dabei und auch bei ReVamp durfte er nicht fehlen. Auf diesem Album hätte Floor das theoretisch nicht mehr nötig. Denn sie growlt selbst los. Trotzdem ist Mark Jansen wieder als Sänger dabei. Was für ein Wunder!

Und jetzt rede ich nicht mehr um den Brei herum (Über After Forever, Epica, MaYaN und ReVamp könnte ich einen ganzen Vortrag halten ....) und erzähle euch etwas von "Wild Card" an sich.
Der Albumtitel ist durchaus sehr gut gewählt. Sogar als Kenner des ganzen Female Fronted Metal-Bereichs erwartet man nicht so viel Härte. Dass Floor Jansen zumindest seit ungefähr 2004 sowieso schon mehr Metal ist als Gothic, das sollte ja jedem klar sein. "Wild Card" bringt frischen Wind in dieses umstrittene Genre und ich habe das schon von Anfang an gut gefunden.
In der Umsetzung sieht es wie folgt aus: Keyboards klimpern nicht mehr monoton vor sich hin, sondern wurden mehr als moderne Synthesizer eingesetzt, während die Gitarren, das Schlagzeug und der Bass richtig schön dem Metal gerecht krachen. Ganz besonders auf diesem Album ist der Gesang. Ich meine, mittlerweile weiß ja jeder, dass ich Floor Jansen durch und durch feiere, aber was sie auf diesem Album tut, das haut mich jedes Mal ganz dezent um. Im ersten Moment hört man kraftvolles Belting, das fast in die Sopranhöhe reicht, von einer Sekunde auf die andere legt sie mit ihrer dramatischen Opernstimme los und dann, um alles zu toppen, growlt sie, aggressiv und doch ganz klar, sodass man jedes Wort versteht. Im nächsten Song singt sie ganz fragil und gefühlvoll, worauf sie nach nur einem Atemzug à la Dani Filth high-pitched Screams von sich gibt. Mag ja sein, dass manchen das alles nicht gefällt. Aber ich finde dieses schmutzig klingende, hingerotzte Schreien einfach genial.

Wie oben aber schon erwähnt, ist es manchmal einfach zu viel. Es kann eben manchmal auch von Nachteil sein, in einer Band zu spielen, in der die Sängerin alles kann. Die will nämlich ihre Freiheiten haben, um sich zu entfalten. Bei mehr als drei Oktaven Stimmvolumen und der Fähigkeit dieser, jeden einzelnen Ton anders klingen zu lassen, ist man natürlich als Gitarrist eingeschränkt. Da gibt es eben nicht so viel Platz für tausend Gitarrensolos. Und das alles klingt sowieso schon ein wenig too much. Da muss man als Instrumentalist einen Kompromiss finden. Das Album ist irgendwie nicht einheitlich, deswegen empfindet man es als chaotisch.

Trotzdem ist dieses Album durch und durch gelungen. Mit Highlights wie "Distorted Lullabies" und kraftgeladenen Songs wie der dreiteiligen Reihe "The Anatomy Of A Nervous Breakdown" zeigen ReVamp, dass sie es können. Man muss es nur heraushören. Ich weiß, hätte ich dieses Review vor ein paar Monaten wie geplant geschrieben, hätte es nicht diese gute Wertung bekommen. Natürlich spielen Floor Jansens gesangliche Fähigkeiten einen der Hauptgründe für diese Wertung.
Aber wirklich - wer ein bisschen mehr Härte verträgt, der sollte sich dieses Album anhören. Ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass es zuerst nicht gefallen wird. Hört es euch nochmal an. Und irgendwann fängt das Chaos an, sich selbst zu ordnen, versprochen.

Wertung: 7/10
Highlights: The Anatomy Of A Nervous Breakdown: Neurasthenia, - || - The Limbic System, Distorted Lullabies

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