25.11.2013

Album Review | KAMELOT - Silverthorn

Veröffentlichung: 26. Oktober 2012
Genre: Power/Progressive Metal

Ich weiß eigentlich nicht mehr genau, wie ich vor ein paar Monaten auf Kamelot gekommen bin. Eigentlich durch Zufall. Und Gott sei Dank habe ich diese Band nicht einfach als eine weitere unspektakuläre Power Metal-Band abgestempelt. Vor allem, wenn ich von Sängerwechseln höre, werde ich hellhörig. Denn ein Sängerwechsel bedeutet mehr als ein Bassistenwechsel. Ich bin sehr froh darüber, dass bei Kamelot nicht so herumdiskutiert wurde, wer nun besser ist: Roy Khan oder Tommy Karevik.
Silverthorn ist das erste Album mit dem neuen (schwedischen!) Sänger Tommy, der mich sofort mit seinem Gefühl, seiner großen musikalischen Kompetenz und der Wärme seiner Stimme für sich gewonnen hat.
Es gibt nicht mehr viele Sänger im Metal, die durchgehend clean singen, von oben bis unten, ohne einmal zu stocken, den Atem zu verlieren oder gezwungen zu klingen.
Kamelot sind insgesamt eine sehr vielseitige Band, und diese Vielfältigkeit in ihrer Musik war bis 2010 durch Roy Khans einzigartige Stimme, aber nicht zuletzt durch die wirklich exzellenten Profi-Musiker gegeben. Es sitzen hier wirklich Leute am Songwriting, die Ahnung haben. Nur ein Beispiel - Oliver Palotai, der Keyboarder der Band, der außerdem ungefähr jedes Band-Instrument beherrscht und auch die Orchesterarrangements schreibt, ist studierter Musiker und auch Musikpädagoge. Auch Thomas Youngblood, der Gitarrist, kann einfach nur als Vollblutmusiker bezeichnet werden. Was aus deren Feder stammt, kann einfach nur gut werden.

Das 2012 erschienene Album ist ein sogenanntes Konzeptalbum, weswegen ich nicht auf die einzelnen Songs eingehen werde, da sie sozusagen zusammen gehören. Die Idee von Konzeptalben finde ich sehr spannend, es ist eine ganz andere Art und Weise, sich auszudrücken und vor allem auch Musik zu schreiben. Manchmal wirken solche Alben genau aus diesem Grund etwas kalt und platt: Weil man sich an ein Muster hält und nicht wirklich das tut, was man fühlt. Allerdings kann man das von Kamelot überhaupt nicht behaupten. Es ist ein Album mit Herzblut, ich kann beim Anhören förmlich alle beim Songwriting sehen, ich habe eine ganze Geschichte vor Augen, außerdem kommen auch die eigenen Gefühlte ins Spiel, ohne zu persönlich zu werden.

Die Geschichte, nach der auf diesem Album gearbeitet wurde, ist diesmal eigenständig und nicht "geklaut" (Faust I als Basis für Epica und The Black Halo), die Musik ist der ganzen geheimnissvollen und düsteren, aber nicht deprimierenden Atmosphäre perfekt angepasst. Auch die Auswahl der Gastmusiker ist, zumindest für mich persönlich, sehr positiv. Neben Tommy als Leadsänger singt Elize Ryd (Amaranthe) die Backing-Vocals, unter anderem zusammen mit Amanda Sommerville (Trillium), auf vier Songs ist sie auch als Leadsängerin zu hören, zu denen auch die Single Sacrimomy, auf der die liebe Alissa White-Gluz (The Agonist) die Screams erledigt. Auch die Streicherinnen von Eklipse sind auf der Platte zu hören.
Ich mag die Instrumentalparts vor allem auf diesem Album sehr gerne. Die Orchesterarrangements sind nicht too much, es ist noch immer der Metal und die Melodie und nicht das Herumprotzen und Aufpeppen im Vordergrund. Durch Tommys Einfluss werden Kamelot immer mehr zu Progressive, weswegen alle Songs frisch, modern und doch irgendwie altbacken klingen: Eine Mischung, die doch sehr produktiv ist. Das wäre der positive Aspekt dieser Entwicklung. Der negative ist, dass die Atmosphäre von, ja, Mittelalter, Weite und anderen Kulturen nur durch Roy Khans Stimme gegeben war. Ältere Kamelot-Fans werden diesen Punkt, der für andere vielleicht ein wenig bizarr erscheint, verstehen und das wohl auf dem letzten Album auch vermissen.

Aber mit einem mühsam herausgesuchten Kritikpunkt werde ich nicht enden. Ein Tipp an alle, die sich dieses Album anhören möchten (Ich BITTE euch!): Hört es euch öfter an. Denn nur mit der Zeit entdeckt man die Qualität der einzelnen Songs ...

Wertung: 9/10
Highlights: Sacrimony, My Confession, Prodigal Son, Falling Like The Fahrenheit

2 Kommentare:

  1. Ich hatte damals (oh Gott, ich schreib das als wäre es Jahrzehnte her) mit "Poetry for the poisoned" (heißt doch so, oder? ^^) angefangen und ich konnte zu dem Zeitpunkt kamelot nichts abgewinnen. Keine ahnung. Ich finde roys stimme irgendwie nicht so toll. Auch wenn ich total auf "House on a Hill" stehe.
    Durch Zufall hab ich dann sacrimony gehört und fand es absolut genial. Auch wenn ich am Anfang zwischen roys und tommys (ich hab jetzt schon arge Probleme mit den vielen tommy/tomi/... schreibweisen und welche version zu wem gehört ;) ) stimmen nicht wirklich Unterschiede fand. Schande über mich. Meiner meinung nach ist Tommys stimme viel wärmer und man gewöhnt sich einfacher daran.
    Der neue (und doch alte) kamelot-stil gefällt mir deutlich besser und das album ist wirklich super.

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    1. Tommy hat einfach eine perfekt klare Stimme, Roy nicht. Ich habe insgesamt ein kleines Problem mit Power-Metal-Gesang, wie er eben so bekannt ist, wie bei Roy. Tommy klingt eben viel mehr nach.. keine Ahnung, Progressive? Eigentlich ist alles, was nicht eingestuft werden kann, ist doch Progressive.. xD

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