11.10.2014

Meine liebsten Dark Metal-Alben: Gothic, Doom, Symphonic und alles dazwischen + Kurzreviews

Seien wir alle mal ehrlich - keiner ist gerne traurig. Aber man braucht manchmal Alben, die die eigene Stimmung widerspiegeln. Ich persönlich bin da ganz schlimm. Die meiste Zeit höre ich Progressive Metal oder meine aktuellen Lieblingsalben. Aber wenn ich fröhlich bin, höre ich Power Metal oder Amaranthe, wenn ich wütend bin ganz klar All Shall Perish oder Killswitch Engage, beim Sport Arch Enemy, und wenn ich nicht so genau weiß, was ich eigentlich fühle, läuft es meistens auf Epica hinaus.
Und dann gibt es noch die Momente, in denen man einfach nur alles abdunkeln will, mit Tee und einem guten Buch unter die Decke und die Welt kurz anhalten möchte.

Trauer muss nicht schlimm sein. Wenn man so schöne und gelungene Alben hat, die diese Stimmung widerspiegeln, erst recht nicht. Im Folgenden könnt ihr euch durch meine liebsten Dark Metal-Alben klicken.


DELAIN - Lucidity
2006
Symphonic Metal

Den meisten wird Delain als die Band bekannt sein, die irgendwie wie Within Temptation und Nightwish klingt. Ja, das ist richtig. Ich mag diese Band aber aus dem Grund, dass sie, obwohl sie im gleichen Genre wie diese Symphonic Metal-Giganten sind, nicht wie ein Abklatsch dieser klingt. Ja, Delain sind schlicht. Bombast und Dramatik sind keine Begriffe, die die niederländische Formation beschreiben. Und trotzdem haben sie es schon mit ihrem Debütalbum geschafft, mich zu begeistern, ein Album, das aus der Zeit stammt, in der Nightwish für die meisten aufgrund der Trennung von Tarja Turunen sozusagen tot waren, After Forever immer heavier wurden und Epica es sich in den Kopf gesetzt hatten, irgendwelche abgefahrene orientalische Melodien in den von ihnen neu entdeckten Power Metal zu mischen. Delain waren damals neu und frisch und doch altbekannt.
Auf "Lucidity" verbinden Delain klassische Elemente des Gothic Metal wie zum Beispiel abwechselnden Frauengesang und gutturaler Gesang. Dazu mischen sie Keyboards im Stile des revolutionären Nightwish-Albums "Oceanborn" und holen sich gleich Marco Hietala (Nightwish, Gesang und Bass) in die Band. Rhythmisch stehen Delain schon von Anfang an ganz vorne, denn ihr Gründungsdrummer ist kein geringerer als Ariën van Weesenbeek (aktuell Epica und MaYaN), ein wahrer Schlagzeugkünstler.
Unterschiede gibt es trotzdem. Charlotte Wessels ist keine klassische Sängerin und singt gegen den damaligen Trend, während ihre Kolleginnen Liv Kristine und Sharon den Adel als Gastsängerinnen den von der angestrebten Zielgruppe erwartenden Anteil an Soprangesang auf einem Gothic Metal-Album decken.
Instrumental sieht alles einfach aus, denn das ist von Anfang an Delains Geheimrezept gewesen - schlicht und wirkungsvoll - im Vordergrund aber steht eine Sängerin, die ihre Stimme richtig einzusetzen weiß, schöne Gesangslinien schreiben kann und stets ehrlich und aufrichtig klingt.

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MY DYING BRIDE - Turn Loose The Swans
1993
Doom/Death Metal

My Dying Bride haben viele verschiedene Seiten, und doch bin ich nach wie vor der Meinung, dass ihre langsameren Alben am besten gelungen sind. "Like Gods Of The Sun" ist zwar genauso ein absolut überzeugendes Album, jedoch werde ich ihre ausgedehnten, langsamen, düsteren Songs jedem anderen Song vorziehen.
Ja, diese Band ist sozusagen der Doom Metal-Gigant überhaupt: Aber das hat auch einen Grund. Sie wussten es schon immer, wie man klassische Instrumente wie Geige und Klavier "auf Metal-Art" einbindet, nämlich nicht auf klassische Art und Weise. Melodien der Trauer und voller Melancholie definieren dieses Werk.
Gleichzeitig ist "Turn Loose The Swans" ein mutiger Schritt der Band gewesen. Der Opener "Sear Me MCMXCIII" ist nicht, wie zu der damaligen Zeit erwartet, ein rifflastiger Death Metal Song. Zu hören sind schlichtweg Gesang und Klavier, und das gute sieben Minuten lang, dazu ein eher romantischer als grotesker Text.
My Dying Bride tanzen eben ein wenig aus der Reihe - und das fand ich schon immer gut.

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AFTER FOREVER - Prison Of Desire
2000
Gothic Metal

After Forever sind für mich eine Band, die ich mein ganzes Leben lang hören könnte. Und obwohl ihr Debüt vom Anspruch her niemals an "Decipher", "Invisible Circles" oder "After Forever" kommt, ist dieses Album etwas Besonderes. Ich bin jedes Mal aufs Neue von den Melodien und Harmonien ergriffen, die After Forever auf diesem Album verwenden. Zwei After Forever-Hymnen überhaupt sind außerdem auf "Prison Of Desire" enthalten, nämlich "Follow In The Cry" und "Leaden Legacy". Sehr erwähnenswert ist auch die Halb-Ballade "Beyond Me", bei der Sharon den Adel (Within Temptation) als Gastsängerin zu hören ist und ihren Job mehr als gut macht. Der Song verwandelt sich von einer mit Keyboard begleiteten Ballade in einen relativ schnellen Gothic Metal-Song mit gutturalem Gesang.
Auf "Prison Of Desire" ist vielleicht nicht alles richtig gemacht worden, aber es steckt viel Seele in diesem Album einer Band bestehend aus damals noch so jungen und sehr talentierten Musikern (etwa 18-20 Jahre alt). Das Potenzial, das mit dem Debüt gezeigt wurde, ist ganz klar ausgearbeitet worden - und ich finde es nach wie vor mehr als schade, dass sich eine meiner Lieblingsbands aufgelöst hat, bevor ich sie hätte live sehen können. Aber wenn man vielleicht mal wieder die Traurigkeit aufkommen spürt, ist dieses Album perfekt.

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HIM - Venus Doom
2007
Dark Metal

"Venus Doom" ist zehn Jahre nach HIMs Debüt "Greatest Lovesongs Vol. 666" veröffentlicht worden und ähnelt diesem Album durchaus: Krachende Riffs auf eigenartig gestimmten Gitarren, gefühlvoller Gesang und die Stimmung von Herzschmerz und wunderschöner Trauer. Unterschied: Es ist melodiöser und erwachsener. Gesanglich ist Ville Valo auf diesem Album ganz klar auf der Höhe seines Könnens. Man kann über ihn sagen, was man will, aber er ist und bleibt einer meiner Lieblingssänger und Songwriter. Es gibt wohl kaum einen Texter, der das Thema Liebe mehr durchgekaut hat als der HIM-Frontmann, aber wer kann, der kann.
Kräftige Bässe und Gitarrenriffs ziehen sich durch dieses Album, während die Songs von sanften, doomigen Songs bis zu Mid-Tempo-Nummern variieren. Auf diese Weise ertränkt man sich selbst gerne in Trauer. Ich persönlich höre dieses Album gerne nachts. Fragt mich nicht, wieso. Für HIM-Einsteiger ist das vielleicht nichts, da würde ich eher "Razorblade Romance" oder "Love Metal" empfehlen, aber dieses Album kann trotzdem durchaus als Meilenstein der Band gesehen werden.

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WITHIN TEMPTATION - The Silent Force
2004
Symphonic Metal

Wenn Metal und himmlisch schöne Melodien, die von einem Engel eingesungen und einem vollständigen Orchester eingespielt wurden, sich vereinen, kann man sich nur sicher sein, dass es sich um Within Temptation handelt. Ich kann kaum noch mitzählen, wie oft ich dieses Album schon gehört habe, aber ich kann sagen, dass es niemals schlecht wird.
"The Silent Force" ist so minimalistisch, klingt noch so unsicher, und packt mich trotzdem zu einhundert Prozent, jedes Mal wieder, ob live oder von der CD. Die glasklare, hohe Stimme Sharon den Adels bleibt einem von Anfang an im Gedächtnis, genauso wie ihre Texte, die sie mit viel Gefühl singt. Das dritte Studioalbum der Niederländer ist neben "The Unforgiving" ihr bestes und eins der harmonischsten Alben, die ich bis jetzt gehört habe. "The Silent Force" hat Charakter und überzeugt sowohl mit härteren Nummern wie "See Who I Am", "Forsaken" oder "Stand My Ground" wie auch mit den wunderschönen Balladen "Pale" oder "Memories". Da könnte ich wirklich eine dreiviertel Stunde lang die Augen schließen, zuhören und nichts anderes tun.

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EVANESCENCE - Origin EP
2000
Dark Rock

Es kommt mir schon fast wie eine Ewigkeit vor, dass Evanescence die einzige Band war, die ich gehört hatte, und jeden Song habe ich jeden Tag gehört. Da habt ihr sie, meine bitteren Anfänge. Und selbst nach Jahren hat diese EP einen hohen Stellenwert für mich, wie auch Evanescence im Allgemeinen. Ich verbinde so viel mit dieser Musik und vor allem mit "Origin".
Für eine EP ist "Origin" sehr gut ausgearbeitet worden, dieses Mini-Album gleicht schon fast einem Longplayer. Es sind etliche Demo-Versionen auf dieser CD, die dann für das Dabütalbum "Fallen" neu aufgenommen wurden. Genau diese Demo-Versionen haben einen gewissen Charme, da sie viel origineller klingen, so, wie die damals junge Amy Lee und Gitarrist Ben Moody die Songs haben wollten. Die EP hat durchaus ein etwas eigenartiges Feeling, was größtenteils an Amy Lees gefühlvoller Alt-Stimme und ihren herzzerreißenden Texten auf entweder Klavier, Akustikgitarre oder elektronischer Begleitung liegt. Songs wie "My Immortal", "Away From Me", "Lies" oder auch "Anywhere" haben seit fast drei Jahren einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen.

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