Erscheinungsdatum: 7. Oktober 2014
Genre: Progressive Metal/Instrumental
Drei Jahre nach Veröffentlichung seines Debüt-Solowerks "Chaos And The Primordial" und dem All Shall Perish-Album "This Is Where It Ends" ist US-Gitarrist mit italienischem Urpsung Francesco Artusato dieses Jahr wieder voll und ganz da - mit einer neuen Band, in der kein geringerer als Howard Jones (ex-Killswitch Engage) am Mikrofon steht, und natürlich seinem instrumentalen Soloprojekt.
Dieser Gitarrist ist keiner, der seinen Stil noch finden muss. Wenn er für eine gesamte Band komponiert, ist seine Spielweise einfach, oft relativ dunkel mit herunter gestimmten Saiten, aber wirkungsvoll. Soli sind immer an den richtigen Stellen und durch Tempowechsel jedes Mal ein Highlight. Ich spiele auf die Soli auf "Rebirth" und "A Pure Evil" von All Shall Perish oder das Solo am Ende von "Crawl From The Dark" von Devil You Know an.
Sein Stil kann ganz klar als erwachsen und virtuos bezeichnet werden. Technisch ist er aktuell sicherlich einer der Besten. (Wer mir Deathcore so schmackhaft machen kann, ist einfach gut.)
Ich würde die technischen Fähigkeiten dieses Musikers wirklich niemals in Frage stellen, er hat sicher jahrelange Übung auf dem Buckel und verwendet seine E-Gitarre nicht nur zur Zierde. Deswegen fühle ich mich nach wie vor verdammt schlecht, dass ich The Francesco Artusato Projects "Our Dying Sun" keine sehr gute Wertung geben kann. Wirklich, es wirft ein verdammt schlechtes Licht auf Artusato, aber ich kann es nicht ändern.
Der Amerikaner ist ein wunderbarer Songwriter, wenn er für eine ganze Band schreibt, wenn es allerdings um sein Soloprojekt geht, kann ich nicht das gleiche von ihm behaupten. "Our Dying Sun" unterscheidet sich durchaus vom Vorgänger "Chaos And The Primordial", ist abwechslungsreicher und nicht mehr so sehr auf ganz viele schnell gespielte Noten aus. Nein wirklich, stellenweise klingt "Chaos And The Primordial" wirklich nach dem Motto "Sieh mal, wie viele Noten ich spielen kann!" geschrieben zu sein. Das ist natürlich schon einmal ein Pluspunkt, der für "Our Dying Sun" spricht. Drums und Bass sind diesmal von anderen Musikern eingespielt worden und halten auch einiges her. Außerdem spielt der Gitarrist mit verschiedenen Effekten herum. Der Opener "210" ist einer der stärkeren Songs, der viel Energie ausstrahlt, genauso wie das vorab veröffentlichte "Omega" mit prominenten Gastsoli.
Nach wie vor klingt das ganze Ding so im Allgemeinen aber wie ein Aneinanderreihen von Soli, als würde Artusato einfach die. ganze. verdammte. Zeit. improvisieren. Wie Karaoke, nur mit einer Gitarre. "Miura" ist zum Beispiel eins der schwächsten Stücke des Albums, rhythmisch wie melodisch gesehen. "Blood From A Stone" beginnt vielversprechend, ist aber mit mehr als sechs Minuten schlichtweg zu sehr in die Länge gezogen worden. "Divergence" klingt fast künstlich aufgeblasen und langweilt mich zu Tode. Da mochte ich mehr Songs vom Vorgänger, obwohl dieser auch nur sechs von zehn Punkten von mir bekam.
Es könnte durchaus sein, dass ich mir zu viel von diesem Projekt erhoffe und nach wie vor nicht die Vorstellung davon aufgeben möchte, wie gut es klingen könnte, würde Artusato von seinem ewigen um den Brei herum-Gespiele wegkommen und sich wirklich mal auf den Hosenboden setzen und mehr an Rhythmik und Arrangement arbeiten. Ich würde weit nicht so viel Hoffnung in dieses Projekt stecken, wüsste ich nicht, dass dieser Mann es könnte, wenn er wollte. Wenn The Francesco Artusato Project allerdings nur dazu dient, seine ewige Spielwut zu stillen, während bei Devil You Know und All Shall Perish nichts passiert, dann sollte man vielleicht überlegen, ob es wirklich nötig ist, in ein Nebenprojekt Arbeit hineinzustecken, dessen Alben nur digital und ohne großes Tamtam veröffentlicht werden, die, perfide ausgedrückt, kein Schwein interessieren.
Ein gut klingender Bandname von einem hübschen Gitarristen mit einer siebensaitigen Ibanez reichen leider nicht aus, um mich zu überzeugen, zum zweiten Mal in Folge nicht.
Wertung: 4/10
Highlights: Omega, 210
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