06.01.2015

Nostalgie lässt grüßen #1: HIM - Greatest Lovesongs Vol. 666

"Seit 2009 wird dieses Album nicht mehr produziert", teilte mir eine Mitarbeiterin im Musikgeschäft meines Vertrauens auf meine Frage nach diesem Album mit.
Ich bestellte Greatest Lovesongs Vol. 666 also gebraucht, wobei die Versandkosten den Preis der CD übertrafen. Kein Kratzer war auf der gelieferten Ware zu erkennen, nicht eine Gebrauchsspur - wie neu war sie. Ich legte die in Rottönen gehaltene CD ein, drückte auf Play und wusste einige Durchgänge später ganz genau: Dieses Album würde nicht so schnell in Vergessenheit geraten.

Obwohl die finnischen Superstars nicht mit ihrem ersten Album den großen Erfolg genießen sollten, ist Greatest Lovesongs Vol. 666 aus Sicht der Fans und vieler Kritiker ein Meilenstein in der Geschichte der Band.
Inspiriert von Bands wie Black Sabbath, Paradise Lost oder Type O Negative kreierten HIM ein dunkles und atmosphärisches Album, das über großen Wiedererkennungswert und Seele verfügt. Neun einzigartige Songs sind darauf enthalten, die HIM auch nach 15 Jahren live spielen - Klassiker wie "Your Sweet Six Six Six", das Chris Isaak-Cover "Wicked Game" oder "It's All Tears (Drown In This Love)" dürfen auf ihren Konzerten nicht fehlen.
(Wenn sie es täten, würde ich rebellieren, genauso wie die Fans rebellierten, als HIM ihren Megahit "Join Me In Death" (vom 1999 erschienenen Album Razorblade Romance) von ihrer Setlist nahmen.) Auf der einen Seite wird das Album von stark verzerrten Gitarren geprägt - auf der anderen Seite von Harmonie durch Keyboards und Synthesizer.

Durch Greatest Lovesongs Vol. 666 sollten außerdem viele Menschen zum ersten Mal von Ville Valo hören - einem Sänger, der über seine Karriere hinweg ein Stimmvolumen von vier und ein Halb Oktaven aufbauen sollte. Er ist auch Songwriter des meisten Materials der Band und Multi-Instrumentalist - ein Genie machte seinen Weg nach oben: Anfangs noch relativ aufgeregt und bewegungsscheu auf der Bühne, später sicherer.
Auf HIMs Debüt hört man ihn bereits seine Stimme in vollem Umfang verwenden - seien es überraschend kraftvolle, äußerst tiefe Gesangslinien und Gesangsakrobatik von ganz unten nach ganz oben wie auf dem genialen Track "It's All Tears (Drown In This Love)", die den Hörer verblüffen, Koloraturen wie auf dem ruhigeren "When Love And Death Embrace", rockige Vocals mit Belting-Technik auf "Your Sweet Six Six Six", simpel gehaltener Gesang wie auf dem Blue Öyster Bult-Cover "(Don't Fear) The Reaper" oder herzzerreißend gefühlvolle Passagen auf "For You" und "Our Diabolikal Rapture". Das wirklich Besondere an diesem Musiker ist aber der Ausdruck in seiner Stimme und die Fähigkeit, seine poetischen Texte völlig ehrlich zu singen und sich nichts reinreden zu lassen. Man merkt von Anfang an: Ville Valo macht, was er will, wie er es will. Bis heute ist er das Aushängeschild der Band und ein wahrer Künstler.

HIM war eine der ersten Bands, die mich so richtig gepackt und nicht mehr losgelassen haben. Ich könnte mich kaum für ein einziges Lieblingsalbum von ihnen entscheiden, aber ihr Debüt kommt gefährlich nahe dran. Ich beschäftige mich gerne immer wieder mit der Anfangszeit von HIM und bin ebenfalls immer wieder aufs Neue verblüfft davon, was für ein Meisterwerk diese jungen Musiker auf die Beine gestellt haben. Nun können die Finnen auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken, und obwohl man sich nie sicher kann, wie lange es die Band noch geben wird, werden ihre Alben, insbesondere Greatest Lovesongs Vol. 666, für immer ein wichtiger Bestandteil meiner Sammlung bleiben.

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